Omer Arbel lebt und arbeitet als Künstler, Designer und Architekt in Vancouver und ist Mitbegründer der Designmanufaktur Bocci. In seinen Werken, die mit fortlaufenden Nummern betitelt sind, experimentiert Arbel mit architektonischen Materialien und Formen. Anhand einer Reihe von Zeichnungen, Prototypen, Videos, großformatigen Modellen und plastischen Anwendungen verschiedener Materialien, präsentiert die Ausstellung vier Architekturprojekte, die sich derzeit im Bau befinden. Zu sehen sind fünf Betonskulpturen, die innerhalb und außerhalb der Aedes-Räume positioniert sind. Diese Prototypen bringen das Interesse des Architekten an der fließenden Natur von Gussbeton und dessen Verwendung zum Ausdruck. Die Ausstellung bietet einen Einblick in Arbels Arbeitsweise, in der er die Grenzen der verschiedenen gestalterischen Disziplinen auslotet.
Skulpturen
Die Numerierung der Designkompositionen und Architekturprojekte von Omer Arbel folgt keinem mathematischen Muster. Sobald eine Idee Form annimmt, wird sie mit einer Nummer gekoppelt. Omer Arbels kreative Prozesse beziehen diverse Materialien ein, vor allem Kupfer, Glas und Gussbeton. In den vergangenen 15 Jahren experimentierte Omer Arbel mit unterschiedlichen Techniken des Betongießens – eine Erkundung, die häufig im Zerschneiden des Materials mündete. Omer Arbel – Architektonische Experimente in Material und Form: 75, 86, 91, 94 betont Arbels anhaltende Faszination, die Grenzen eines Materials zu erweitern, sei es in der Kunst, im Design oder in der Architektur. Das Zentrum der Ausstellung bildet eine große herabhängende Lichtinstallation aus geblasenem Glas mit dem Titel 28, die beispielhaft für seinen experimentellen Ansatz und seine Methode ist. Im Innen- und Außenraum des Aedes Architekturforums sind fünf „Donut-förmige“ Skulpturen ausgestellt, die aus in Textilformen gegossenen Betonelementen, sogenannten Lily Pads, geschnitten sind. Dicke und Schichten betonen die Narben und Eigenschaften des Betonmaterials. Die unverwechselbare Form und massive Erscheinung repräsentieren einen kleinen Teil Omer Arbels anhaltend experimenteller Arbeit.
Architekturmodell 94 © Fahim Kassam
Architektonische Projekte
Die vier Architekturprojekte (75, 86, 91, 94) in der Nähe von Vancouver befinden sich gerade im Bau. Vier Architekturmodelle, Dokumentarfilme sowie Zeichnungen und Prototypen gewähren Einblicke.
75
Das Architekturmodell für ein Privathaus, das derzeit in der Nähe von Vancouver gebaut wird, besteht aus mehreren Gussbetonformen, den Lily Pads, wie Omer Arbel sie nennt. Anstatt Beton in ein Holzgerüst zu gießen, spannte er geotechnisches Gewebematerial zwischen radial angeordnete Sperrholzrippen. Arbel füllte den Hohlraum in der Mitte mit der Wurzel eines ausgewachsenen Baums.
86
Das Architekturmodell zeigt den fünfstöckigen Unternehmenssitz der Design- und Produktionsfirma Bocci. Das Gebäude grenzt an einen innerstädtischen Park inmitten von Wohn- und Industrievierteln in Vancouver, Kanada. Omer Arbel goss Beton über willkürlich gestapelte Heuballen, die mit Gewebe locker umhüllt waren. Die dabei entstandene Schalung führte zu den gewölbten Innenräumen, die in Außenbalkone übergehen und schließlich konventionell geformte flache Gebäudefassaden perforieren.
91 und 94
Beide Architekturprojekte sind so angelegt, dass sie mit der rauen, abgelegenen kanadischen Landschaft am Meer interagieren und sich weiterentwickeln. Das Gebäude 91 ist eine stark sandgestrahlte Zedernholzbrücke zwischen zwei natürlichen Bergrücken über einer versunkenen Farnrinne; man kann davon ausgehen, dass der steigende Meeresspiegel die Rinne in den nächsten 100 Jahren überfluten wird, was dem Projekt eine zusätzliche Dimension verleiht. Das Gebäude 94 kontrastiert den Charakter von unterirdischen Räumen durch die unerwartete Entdeckung über den Rand einer Klippe zu ragen; unzählige Zedernholzreste werden in amorphe Formen gebracht und zuerst als Betonschalung und anschließend als kinetische Verkleidung verwendet.
Über Omer Arbel
Omer Arbel lebt und arbeitet in Vancouver. Er begann seine Karriere bei dem katalanischen Architekten Enric Miralles. Nach seinem Architekturstudium in Kanada arbeitete er unter anderem mit John und Patricia Patkau zusammen. Arbel gründete 2005 Bocci, sein Design- und Produktionsunternehmen nahe Vancouver. Parallel dazu entwickelt er seine eigenen Ideen weiter, wobei er die Grenzen von Architektur, Skulptur, Erfindung und Design neu definiert.