TU MU Junge Architektur aus China
Ein Ausstellungsprojekt des Aedes East Forum im Rahmen der
Asien-Pazifik-Wochen Berlin 2001.
Der Bauboom in China wird zwar auch im Westen aufmerksam verfolgt, aber
bislang beschäftigen sich die Medien zumeist nur mit den Quantitäten und
der unglaublichen Dimension des Wandels und weniger mit der Qualität der
neu entstandenen Architektur.
Seit der Öffnung Chinas in den 80er Jahren wurde Architektur vermehrt
wieder als kulturelle Disziplin und nicht als technokratischer Akt verstanden.
Heute können erstmals Architekten für private Bauherren planen und freie
Büros eröffnen.
Einige Projekte sind vielversprechende Hinweise zur Entstehung einer
eigenständigen Architektursprache in China. In den letzten fünf Jahren sind
interessante Bauten entstanden, die es verdienen, einer breiteren
Öffentlichkeit vorgestellt zu werden.
Die Ausstellung "TU MU" zeigt die Arbeiten von 5 + 1 jungen privaten
Architekturbüros und Künstlern aus der V. R. China:
- Atelier Feichang Jiangzhu, CHANG Yung Ho, Peking
- LIU Jiakun, Chengdu
- MRMADA; MA Qingyun, Shanghai
- Jianzhu NANDA, Nanjing (ZHANG Lei,DING Wowo, WANG Qun, ZHU
Jingxiang)
- WANG Shu, Hangzhou
- AI Wei Wei, Peking
Jedes Architekturbüro wird mit realisierten und geplanten Projekten
präsentiert und wird mit einem Vertreter bei der Eröffnung in Berlin sein.
Auf
dem begleitenden Symposium werden ihre Projekte vorgestellt und
diskutiert.
Die Ausstellung wird von CHANG Yung Ho mit einer eigenen
Ausstellungsinstallation gestaltet und präsentiert Zeichnungen, Skizzen,
Modelle und Fotos aller Projekte.
Die Kuratoren der Ausstellung sind Eduard Kögel und Ulf Meyer (beide
Berlin). Eduard Kögel ist Stadtplaner und wissenschaftlicher Mitarbeiter an
der TU Darmstadt, Ulf Meyer ist Architekt und Fachautor. Beide haben
bereits zur zeitgenössischen Architektur und Städtebau in China
veröffentlicht und mehrfach das Land bereist.
Projektbeschreibungen:
WANG Shu; Hangzhou
Bibliothek des Suzhou College, Suzhou
Außerhalb der alten Gartenstadt Suzhou in Ost-China liegt der neue
Campus des
Suzhou College. Mit Hilfe eines privaten Sponsors wurde eine große neue
Bibliothek gebaut, die teilweise über einer Tonkuhle zu schweben scheint.
Umgeben von herrlicher Landschaft und Natur, in einem Bambuswald, hat
WANG Shu aus Hangzhou sehr sorgfältig ein strahlend weißes Meisterwerk
mit überraschenden räumlichen Qualitäten entworfen.
MRMADA: MA Qingyun; Shanghai - Peking
Verkaufspavillon für Eigentumswohnungen, Peking
"Verkaufspavillons sind die neuen Kathedralen im zeitgenössischen China",
sagt MA Qinyun, der Architekturbüros in Shanghai und Peking betreibt. In
der Tat wurde eine ganze Reihe dieser Gebäude für große neue
Wohngebiete und -türme überall in China in den letzten Jahren gebaut.
Aber kaum einer dieser Pavillons ist mit soviel Sorgfalt entworfen worden,
wie der von MA: Auf einem abstrakten Grundriß hat er eine Kapelle
geschaffen, deren Detailqualität einzigartig ist.
MRMADA: MA Qingyun; Shanghai - Peking
Neuer Campus in Ningbo
Dem Trend in China folgend, entstehen immer mehr neue
Universitäts-Campi außerhalb der dichten Innenstädte. Zehn Hochschulen
und Universitäten haben beschlossen, MA mit dem Masterplan für eine
neue Universitätsstadt außerhalb von Ningbo zu beauftragen. Sein Büro
MRMADA hat eine überraschende Lösung für die Anlage und wird auch
einige der Fakultäten und Wohnheime selbst entwerfen.
DING Wowo; Nanjing
Kindergarten in Nanjing
WANG Jun-Yang; Nanjing
Restaurant, Nanjing
In China sind Restaurants nicht nur Orte für ausschweifende Mahlzeiten,
sondern auch viel gefragte Orte für Geschäftsgespräche. Jedes Restaurant
hat separate Lounges für Gäste, die eine privatere Atmosphäre wünschen.
Am Stadtrand von Nanjing wird dieses riesige neue Restaurant-Haus mit
einem Dutzend unterschiedlicher Spezialitätenrestaurants mit Separées
entstehen.
LIU Jiakun; Chengdu
Graue Villa in Chengdu
Mitten in einem Feld und am Ufer eines kleinen Flusses nahe Chengdu liegt
die Villa eines Bildhauers, die LIU Jiakun entworfen hat. Die geschichteten
Fassaden werden von einer langen Rampe durchstoßen und schaffen eine
geheimnisvolle zweite Schale rund um das Atelier und Wohnhaus im
Vokabular der Spätmoderne, hochgradig individuell im Detail.
LIU Jiakun; Chengdu
Freizeitanlage, Chengdu
In einem Vorort von Chengdu hat LIU Jiakun eine Freizeitanlage entworfen,
in der junge Leute sich für einige Tage aufhalten können, um Sport zu
treiben oder sich zu entspannen. LIU Jiakun hat eine ganze Reihe
niedriger Gebäude entworfen, inklusive Schwimmbad, Sporthalle,
Restaurants und Wohnungen, die einer einheitlichen Architektursprache
folgen und mit ihrer eigenwilligen Farbgebung ein eigenes kleines
Universum schaffen.
ZHANG Lei; Nanjing
Keramikatelier in Nanjing
In einem der Neubauten für die Universität von Nanjing wurde ein Raum
reserviert für die Präsentation von Töpferwaren und Kunstwerken. ZHANG
Lei hat dem Raum eine ruhige Atmosphäre verschafft, in dem er eine
zweite Innenfassade aus transluzentem Glas entwickelt hat, die einen
schönen, ruhigen Hintergrund für die Kunstwerke und zerbrechlichen
Keramiken im Tageslicht schafft.
ZHANG Lei; Nanjing
Studentenwohnheim
Dieses strenge Studentenwohnheim ist entlang eines langen Korridors
entwickelt. Die motoren- oder maschinenhafte Erscheinung des Gebäudes
rührt aus der Anordnung der Schlafräume auf der einen Seite und der
Gegenüberstellung aller sekundären Räume auf der anderen Seite.
AI Wei Wei; Peking
Studio Peking
In einem kleinen Dorf unweit vom Flughafen Peking hat sich der Künstler AI
Wei Wei ein Wohnhaus mit Atelier entworfen, in dem er und seine Frau ihre
Kunstwerke schaffen und ausstellen können. Auf den ersten Blick wirkt die
schlichte Hofanlage in dem typisch örtlich grauen Klinker unscheinbar. Das
Haus entpuppt sich bei näherem Hinsehen jedoch als Resultat einer
Performance. In genau hundert Tagen haben ortsansässige Handwerker
dieses räumlich raffinierte Spiel der Volumen unter der Aufsicht des
Künstlers geschaffen.
CHANG Yung Ho; Beijing
Splithouse in Badaling
Nahe der Großen Mauer, in dem Örtchen Badaling wird ein luxuriöses
Villenviertel geplant mit hohem architektonischen Niveau. CHANG Yung Ho
hat eine Villa für dieses Projekt entworfen, deren Seitenflügel in spitzem
Winkel zueinander stehen und sich der Topographie des Hanggrundstücks
anpassen. Die Wände bestehen aus Lehm.
MRMADA: MA Qingyun; Shanghai - Peking
Kulturzentrum Ningbo
Die Lage des Kulturzentrum in Ningbo ist einzigartig: Es ist das einzige
Gebäude in der Stadt, das im Grüngürtel entlang des Flusses gebaut
werden durfte. Nach einigen politischen Kontroversen während der Bauzeit,
wird der Bürotrakt nun der Hauptsitz der örtlichen Zeitungsredaktion. Das
Ensemble ist sorgfältig entworfen bis hin zu kleinen Details: Die schwarze
Granitfassade mit ihrem unübersehbaren japanischen Touch wechselt
beispielsweise kontrolliert ihr Aussehen bei Regen.
Zur Ausstellungseröffnung sprechen:
Kristin Feireiss, Berlin
Rongmin Sun, Gesandter der Botschaft der
Volksrepublik China
Dr. Hans Stimmann, Senatsbaudirektor
Thomas
Wrießnig, Auswärtiges Amt, VLR im Referat Ostasien
Eduard Kögel,
Kurator, Berlin
Ulf Meyer, Kurator, Berlin