AustriArchitektur
Die Ausstellung "AustriArchitektur – Sieben Debüts aus Österreich" präsentiert eine junge österreichische Architektengeneration nicht mit einer Parade ansehnlicher erster Bauaufgaben, vielmehr geht es um die Haltung, die hinter dem mutigen Entschluss steht, den Architektenberuf selbstständig auszuüben.
Die Identität der Büros, die rare Position der "Einzelkämpfer" und "Einzelkämpferinnen" interessieren in allen Aspekten von der Arbeits- und Entwurfstechnik bis hin zur formalen Äußerung.
Warum in Österreich, warum selbstständig und mit welchem Traum im Kopf lauten Fragen, die die Teilnehmer in ihren Beiträgen beantworten. Sämtliche Präsentationen sind eigens für diese Aus-stellung konzipiert. Die Ausstellungsgestaltung aus mehreren Kilometern roter Kunststoffschläuche, zwischen Stahlrahmen gespannt, bietet eine gemeinsame Plattform für die individuellen Positionen.
Mit der Ausstellungsgestaltung wurde zudem ein bis nach Außen hin sichtbares Zeichen gesetzt, dass eine lebendige, junge Szene die Räume bezogen hat.
Das Team "heri&salli" (Heribert Wolfmayr und Josef Saller) verstricken in der Ausstellungsarchitektur Betrachter und Raum. Die Installation reiht sich in ein Portfolio aus Projekten, die stets den Menschen, den Raum und das Material in ein Verhältnis setzen und wo die Funktion und Bedeutung aus dieser Interaktion entsteht. In ihrer Arbeitweise bedienen sie sich so klassischer – und für ihre Generation beinahe ungewöhnlicher - Mittel wie Handskizze und Modell und schriftlicher Thesen zu grundsätzlichen Themen der Architektur.
"raumhochrosen" (Heike Schlauch und Robert Fabach) haben ihre Zelte in der virulenten Architekturlandschaft Vorarlbergs aufgeschlagen. Dort arbeiten sie zwischen den weit gesetzten Schwerpunkten Bauen - Vermittlung - Reflexion: In den Bereichen Wohnen und Arbeiten, in Planungs- und Vermittlungsprozessen mit Kindern und Jugendlichen, im Autorenteam des Baukunstführers, für Kultur- und Fachzeitschriften und jüngst in der Konzeption für eine Diskussionsreihe zur Vorarlberger Architektur im Kunsthaus Bregenz. In der Ausstellung zeigen sie eine Art Mind-Map und ein Holzobjekt, die Einblicke in den persönlichen Werdegang geben.
Mit dem fließenden Übergang von Professionell und Privat beschäftigt sich auch die Installation von Lorenz Potocnik. Er gewährt Eintritt in eine Abbildung seiner Wohnung mit der Möglichkeit in Schubläden und Skizzenbüchen sehr Persönliches zu entdecken. Nicht von Realisierungswut getrieben und ohne sich an den Eckpfeilern erfolgreichen Wirkens in der Architektenwelt zu orientieren, sondern mit Ruhe und Lust und auf Umwegen Ideen zu entwickeln – das ist heutzutage eine eher rare Haltung.
"Synn" sind Michael Neumann, Bettina Krauk und Barbara Urban. Das junge Team konnte durch Kooperationen und den Bürostart relativ unmittelbar nach Beendigung des Studiums bereits einige Projekte realisieren. In einer schwebenden Installation aus Acrylplatten und Monitoren zeigen sie Arbeit und Arbeitsweise, Büroidentität und Offenheit. Neben der Entwurfstätigkeit engagieren sie sich auch in verschiedenen anderen Facetten, die zu diesem Beruf gehören, von Fragen über die Organisation dieser Berufsgruppe bis hin zur akribischen Auslotung der Bauordnung, durch deren geschickte Interpretation oft mehr möglich wird, als mancher Bauherr sich erträumt hat.
Matias del Campo und Sandra Manninger arbeiten unter dem Label "SPAN” an der Analyse globaler Tendenzen und deren Konsequenzen für die Entwicklung der Architektur. Wissenschaftliche, ökonomische, technische, demografische und politische Entwicklungen werden als Chance für eine Neuorientierung wahrgenommen, ihre inhaltlichen und formalen Ausprägungen in digital unterstützten Experimenten überprüft. Den Ausstellungsraum haben sie mit flexiblen Spiegeln zu einem irritierenden Spiel mit der Wahrnehmung inszeniert, weitere Arbeiten sind durch peep-holes jenseits der Spiegelwand an Monitoren zu sehen.
Rolf Touzimsky und Daniela Herold haben sich vorwiegend den Themen rund um Städtebau verschrieben. Nutzungskonzepte und neue Ansätze für öffentliche Flächen, Themen der Nachhaltigkeit und die Problematik der Nachnutzung haben sie etwa in einem multidisziplinären Kooperationsprojekt für den ehemaligen Frachtenbahnhof der Stadt Linz entwickelt. In den letzten Jahren haben sie Systeme entwickelt, mit deren Hilfe Territorien transformiert werden sollen. Die Projekte und Systeme haben sie für die Ausstellung zwei- und dreidimensional verdeutlicht, auf einem Tisch ist eine Art "Entwurfsmaschine" ebenso zu sehen wie Modelle zu konkreten Projekten.
Das poolbar-Festival (Herwig Bauer) aus Vorarlberg vertritt in der Ausstellung die Position des jungen Unternehmens mit hohem Architekturbewusstsein. In einer alten Schwimmhalle in Reichenfeld, die durch die Initiative erhalten wurde, findet heuer zum zwölften Mal das Musikfestival ‚poolbar‘ statt. Für die prägnante Gestaltung waren in jedem Jahr andere Architekten und Künstler zuständig. Heuer wurde erstmals ein internationaler Wettbewerb ausgelobt, Teile des Siegerprojektes (von "bricolage") sind zu sehen. Zum Eröffnungsabend reiste die mobile poolbar (von OCPA büchel&büchel) in die Hackeschen Höfe, um die sinnvolle Verbindung von Bier und Architektur zu verdeutlichen.
Österreich hat, bedenkt man seine Größe, im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ein Übermaß an erfolgreichen Architekturschaffenden hervorgebracht.
Als fruchtbarer Boden und Ort der Lehre, wo eine Generation bereits international erfolgreicher Planer und Denker die Ausbildung übernimmt, wird offenbar neben Wissen auch ein gewisses Selbstbewusstsein und eine besondere Haltung vermittelt und jungen Nachfolgerinnen und Nachfolgern Mut gemacht. Macht das den Zugang zu den Aufgaben der Architektur unbeschwerter? Worin liegt der Unterschied?
Die Ausstellung "Austri A rchitektur – Sieben Debüts aus Österreich" soll nicht allein im herkömmlichen Sinne eine junge österreichische Generation von Architektinnen und Architekten mit einer Parade ansehnlicher erster Bauaufgaben präsentieren, vielmehr geht es um die Personen und die Haltung, die hinter dem mutigen Entschluss steht, den Architektenberuf selbstständig auszuüben.
Die Identität der Büros und Teams, die rare Position der "Einzelkämpfer" - und die nach wie vor fast nicht vorhandene Position der "Einzelkämpferinnen" - interessieren in allen Aspekten und Kriterien der Arbeitsgemeinschaft über Auffassungen, Arbeits- und Entwurfstechnik bis hin zur formalen Äußerung.
Warum in Österreich und von welchem Ort aus, warum selbstständig und mit welchem Traum im Kopf lauten Fragen, die die Teilnehmer in ihren Beiträgen beantworten werden. Sämtliche Installationen und Präsentationen sind eigens für die Ausstellung konzipiert, die Ausstellungsgestaltung bietet eine gemeinsam Plattform für diese individuellen Positionen.
Das Team "heri&salli" (Heribert Wolfmayr und Josef Saller) ist dabei von dem Bild des Nests ausgegangen und verstricken Betrachter und Raum in Bahnen aus roten Schnüren. Die Installation reiht sich in ein Portfolio aus Projekten, die stets den Menschen, den Raum und das Material in ein Verhältnis setzen und wo die Funktion und Bedeutung aus dieser Interaktion entsteht. Ihre Arbeiten sind gekennzeichnet durch eine Leichtigkeit, die zwischen Unbeschwertheit und Melancholie changiert und ein hohes Maß an Engagement und Lust am Experiment beweist. In ihrer Arbeitweise bedienen sie sich so klassischer – und für ihre Generation beinahe ungewöhnlicher - Mittel wie Handskizze und Modell und schriftlicher Thesen zu grundsätzlichen Themen der Architektur.
"raumhochrosen" (Heike Schlauch und Robert Fabach) sind aus Baden-Württemberg und der Steiermark zum Studium nach Wien gekommen, haben aber in Folge ihre Zelte in der virulenten Architekturlandschaft Vorarlbergs aufgeschlagen. Dort arbeiten sie zur Zeit zwischen den weit gesetzten Schwerpunkten Bauen - Vermittlung - Reflexion: In den Bereichen Wohnen und Arbeiten, in Planungs- und Vermittlungsprozessen mit Kindern und Jugendlichen, im Autorenteam des Baukunstführers, für Kultur- und Fachzeitschriften und jüngst in der Konzeption für eine Diskussionsreihe zur Vorarlberger Architektur im Kunsthaus Bregenz.
Im Grenzbereich zur Kunst sind auch die Projekte von Lorenz Potocnik angesiedelt. Interventionen im Öffentlichen Raum aber vor allem auch eine forschende Arbeitsweise zeichnen seine Arbeiten aus, die er seit seiner Trennung von der Formation feld72 im Vorjahr nun alleine oder in wechselnder Zusammenarbeit verfasst. Nicht von Realisierungswut getrieben und ohne sich an den Eckpfeilern erfolgreichen Wirkens in der Architektenwelt zu orientieren, weniger mit ziel- und lösungsorientiertem Denken, sondern mit Ruhe und Lust und auf Umwegen Ideen zu entwickeln – das ist heutzutage eine eher rare Haltung.
"Synn" hingegen haben sich frühzeitig lustvoll in das Match um spannende Aufgaben und Wettbewerbsgewinne geworfen, dabei gehen sie immer wieder auch temporäre Kooperationen mit anderen jungen Architekturbüros ein. Michael Neumann, Bettina Krauk und Barbara Urban interessieren neben der Entwurfstätigkeit die verschiedensten Facetten, die zu diesem Beruf gehören, von Fragen über die Organisation dieser Berufsgruppe bis hin zu den kleinen Ecken und Winkeln der Bauordnung durch deren akribische Auslotung mehr möglich wird, als sich mancher Bauherr erträumt hat.
Matias del Campo und Sandra Manninger arbeiten unter dem Label "SPAN” an der Analyse globaler Tendenzen und deren Konsequenzen für die Entwicklung der Architektur. Wissenschaftliche, ökonomische, technische, demografische und politische Entwicklungen werden als Chance für eine Neuorientierung wahrgenommen, ihre inhaltlichen und formalen Ausprägungen in digital unterstützten Experimenten überprüft.
Rolf Touzimsky und Daniela Herold haben sich beinahe ausschließlich den Themen rund um Städtebau und der Stadtplanung verschrieben. Nutzungskonzepte und neue Ansätze für öffentliche Flächen, Themen der Nachhaltigkeit und die Problematik der Nachnutzung haben sie etwa in einem multidisziplinären Kooperationsprojekt für den ehemaligen Frachtenbahnhof der Stadt Linz entwickelt. In den letzten Jahren haben sie verschiedene Systeme entwickelt, mit deren Hilfe Territorien transformiert werden sollen.
Ebenso fruchtbaren Boden versucht das poolbar-Festival (gegründet von Herwig Bauer) in Vorarlberg zu schaffen. Sie vertritt in dieser Ausstellung die Position des jungen Unternehmens mit hohem Architekturbewusstsein. In einer alten Schwimmhalle in Reichenfeld findet heuer zum zwölften Mal das „Festival für Musik und Kultur von Pop bis Nischen“ ‚poolbar‘ statt. Für die prägnante Gestaltung waren in jedem Jahr andere Architekten und Künstler zuständig. Heuer wurde erstmals ein internationaler Wettbewerb ausgelobt, Teile des Siegerprojektes (von "bricolage") werden gemeinsam mit der mobilen poolbar (von OCPA büchel & büchel) nach Berlin anreisen, um ihr Architektur- und Musikverständnis zu propagieren und die Gäste am Eröffnungsabend mit der richtigen Gestaltung und den richtigen Drinks zur richtigen Musik zu versorgen.
Kuratorin der Ausstellung ist Lilli Hollein, Wien, (Designerin / freie Journalistin / Kuratorin), Projektmanagement Aedes: Ulla Giesler, (Mag. Kulturwissenschaftlerin).
Zur Ausstellung erscheint ein Aedes-Katalog (€ 10.-).
Press information
An exhibition organized by the Aedes East International Forum for Contemporary Architecture
Austri A rchitecture
Seven Austrian Debuts
Considering its diminutive size, Austria has for centuries consistently produced an abundance of distinguished architectural creators.
This land has offered fertile soil for the building arts and for architectural training, and a generation of internationally recognized planners and thinkers has now assumed teaching responsibilities. And apparently succeeded in transmitting, alongside professional knowledge, a certain self-confident stance, in imbuing a successor generation with conspicuous audacity. Does this mean a relatively unfettered approach toward architectural undertakings? Where lies the origin of this difference?
The exhibition "Austri A rchitecture – Seven Austrian Debuts” is not simply designed to present a rising generation of Austrian architects with the usual parade of attractive buildings. Instead, the emphasis is on individuals, on the attitudes that have enabled them to take the courageous step of practicing the profession of architecture independently.
Foregrounded here are the individual identities of the various offices and teams, the unusual stance of the "lone fighter” (one that remains even less available to women), including all of the aspects and criteria governing the conceptualization, working methods and design techniques of these working collectives, all the way to the resulting formal statements.
Why in Austria? And why in these specific locations? Why work independently, and on the basis of which motivating visions? These are some of the questions to which the participating architects respond in their contributions. All installations and presentations have been conceived especially for this exhibition, and the exhibition design offers a common platform for representing various individual positions.
The team "heri&salli” (Heribert Wolfmayr and Josef Saller) have taken the image of the nest as their point of departure, enmeshing spectators and spaces in webs of red cords. The installation unfolds as a portfolio of projects that create relationships between individuals, spaces, and materials, and whose function and significance are generated by these very interactions. Their work is characterized by a lightness that oscillates between the carefree and the melancholy, by a high degree of commitment, and by a delight in experimentation. They employ classical — and for their generation almost unorthodox — means such and hand drawn sketches and models, as well as textual theses addressing fundamental architectural themes.
"raumhochrosen” (Heike Schlauch and Robert Fabach) came from Baden-Württemberg and the Steiermark to study in Vienna, and have in the meantime pitched their tent in the virulent architectural landscape of Vorarlberg. There, they are currently at work in the widely disparate areas of building — mediation — reflection: in the realms of residence and work, in planning and mediation processes involving children and young people, with a team of authors producing an architectural guide, for cultural and professional magazines, and lately on the conception of a discussion series dealing with Vorarlberg architecture for Kunsthaus Bregenz.
Also located in the zone bordering on art are the projects of Lorenz Potocnik. His approach is characterized by interventions in public spaces, and in particular by an explorative approach. Since parting ways with the collective feld72 last year, he has worked alone and in changing constellations. Without being propelled by a will toward architectural concretion, or being oriented to the cornerstones governing success in the architectural world, he is guided less by directedness toward final goals or solutions, and instead by a desire to develop ideas calmly and at a leisurely pace via detours: in today’s world, a rare attitude indeed.
Early on, conversely, "Synn” threw themselves with relish into the game of taking on enthralling challenges and acquiring competition victories, engaging repeatedly in temporary collaborations with other younger architectural offices. Besides design work, Michael Neumann, Bettina Krauk and Barbara Urban are interested in the most diverse facets of their profession, from the organization of their occupational group all the way to the smallest nooks and crannies of building codes, whose meticulous sounding raises possibilities beyond what many clients will have dreamt of.
Under the label "SPAN,” Matias del Campo and Sandra Manninger analyze global tendencies and their consequences for architectural development. Scientific, economic, technical, demographic and political developments are regarded as opportunities for reorientation, and their contentual and formal characteristics scrutinized via digitally assisted experimentation.
Rolf Touzimsky and Daniela Herold dedicate themselves almost exclusively to urban development and planning. The have developed new concepts of use and new approaches to public space while dealing with themes related to sustainability and problems of reuse, for example in the context of a multidisciplinary collaborative project for a former freight station in the city of Linz. In recent years, they have developed highly diverse systems for effecting territorial transformations.
poolbar (founded by Herwig Bauer) has also discovered fertile ground in Vorarlberg. In this exhibition, it occupies the position of the young enterprise in possession of a high level of architecture awareness. An old indoor swimming hall in Reichenfeld is the setting for the 12th poolbar music festival. Each year, different architects and artists take responsibility for the incisive designs. This year an international competition was announced for the first time; part of the victorious project by "bricolage” will travel together to Berlin with the mobile poolbar (by OCPA büchel & büchel), in order to propagate their understanding of music and architecture while providing guests on the opening evening with the right design and the right drinks, accompanied by the right music.
The exhibition curator is Lilli Hollein, Vienna, (designer / freelance journalist / curator), project management of Aedes: Ulla Giesler, (Magister in cultural studies).
An Aedes catalog will accompany the exhibition (€ 10.-).
Diese Ausstellung wurde ermöglicht mit der großzügigen Unterstützung von: