Eichbaumoper bezeichnet die temporäre Transformation der U-Bahnstation Eichbaum in ein Opernhaus. Die Station ist Knotenpunkt und Haltestelle in der Zwischenwelt der Städte Essen und Mülheim. Im Auge des Autobahndreiecks zwischen der Autobahn A40 und der B1 gelegen ist diese Station mit viel Beton in den 70er Jahren, als zukunftsfähige Infrastruktur gebaut worden. Einst Ort des Aufbruchs und der Hoffnung ist Eichbaum heute geprägt von Vandalismus, Angst und Bedrohlichkeit. Dennoch ist die Station ein wichtiger Ort der Verbindung, der durch die Autobahn und U-Bahntrasse zerschnittenen Stadtlandschaft und hat Modellcharakter für die städtebaulichen und gesellschaftlichen Herausforderungen dieser ehemaligen Industrieregion im Wandel.
Die Transformation begann im Winter 2006/07. Die Kunstform Oper, die Konfrontation des Fragilen mit dem Massiven, schien für das Team von raumlaborberlin geeignet, einen Wandel an diesem Ort herbeizuführen. Es gelang drei große Theater der Region - den Ringlokschuppen Mülheim, das Schauspiel Essen und das Musiktheater im Revier Gelsenkirchen - von der Idee zu begeistern, diesen verloren gegangenen öffentlichen Raum für die Stadt zu reaktivieren.
Der Ort selbst mit seinen Bedingungen sollte der Ausgangspunkt für die Inhalte und Themen der neuen Oper werden. Die neu installierte Opernbauhütte auf dem Vorplatz der Haltestelle, der einst gedacht war als kleiner Markt z.B. für den Kartoffelbauern und die Eier-Omi, wurde nun architektonisches Zeichen der Reaktivierung und der Transformation, wurde Werkstatt, Veranstaltungsraum, Bar, Kino, Kunsthalle, Treffpunkt, Lesecafe. Die eingeladenen Komponisten und Librettisten formten hier in Zusammenarbeit mit den Anwohnern die Oper. Ihre Ängste, Hoffnungen, Träume und Erinnerungen wanderten direkt in die Librettos. Reale Alltagswelt begann mit der künstlichen Opernwelt zu verschmelzen. Neben den Geschichten der Menschen wurden auch der Lärm der Autobahn, der Takt der vorbeifahrenden U-Bahn, die unwirtlichen Räume zu prägenden Teilen der Eichbaumoper, die im Juni und Juli 2009 vor Ort in dem temporären Opernhaus aufgeführt wurde. Der theatrale und der urbane Raum sind nicht mehr voneinander zu trennen. Die Eichbaumoper machte aus der verwahrlosten Haltestelle ein Haus, in dem es keine Zuschauer mehr gibt, sondern viele Akteure und neben den spektakulären Momenten des Kunstgenusses in der frisch entstandenen Oper wurde an diesem Ort ein Wandlungsprozess angestoßen, der bis heute andauert.
raumlaborberlin: Als Stadtplaner und Architekten sucht die Gruppe raumlaborberlin seit über 10 Jahren nach Ideen für bessere Städte. Sie sehen diese Räume als Testfelder auf der Suche nach Strategien für eine neue Form von Planungskultur und kombinieren die Werkzeuge einer künstlerischen Auseinandersetzung mit denen der zeitgenössischen Stadtplanung. Sie erfinden urbane Prototypen und inszenieren Prozesse, Sehnsuchtsmotoren, die die Vorstellung erweitern, von dem was öffentlicher Raum sein kann.
Veranstalter: Aedes East - Internationales Forum für Zeitgenössische Architektur e.V.