Presseinformation zu einem Aedes-Ausstellungsprojekt in London und Berlin
Ausgangspunkt und Basis jeglicher Architektur ist der menschliche Körper. Die Architektin und Künstlerin Gabi Schillig hinterfragt und spielt mit dieser Aussage im Rahmen der Ausstellung Public Receptors, die von Aedes am Pfefferberg in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut London entwickelt wurde. Public Receptors ist vom 9. bis 29. Juli 2010 im Berliner Architekturforum Aedes am Pfefferberg und zuvor vom 20. Juni bis 3. Juli im Londoner Goethe-Institut im Rahmen des London Festival of Architecture 2010 zu sehen.
An den Eröffnungstagen in London und Berlin tritt die Tänzerin Yui Kawaguchi über Live-Performances in Dialog mit der Ausstellung. Die Performances finden in London im Rahmen des Music Day innerhalb des London Festival of Architecture statt; in Berlin zur Zeit der Modemesse Bread & Butter.
Thema der Arbeiten der in Berlin lebenden Architektin Gabi Schillig ist das Wechselspiel zwischen Raum und menschlichem Körper. Ihre als ‚Kleidungsstücke’ tragbaren räumlichen Strukturen vermitteln zwischen dem öffentlichen Raum und der privaten Person und provozieren neue Verbindungen zwischen Körper, Kleidung und gebauter Umwelt. In Aktion verändern Schilligs Stoffstrukturen ihre Form, Textur und Farbe. Sie werden über die Bewegung von zweidimensionalen zu vierdimensionalen Schnittflächen im städtischen Umfeld und ermöglichen neue Interaktionsformen.
Auch in dem Projekt Public Receptors thematisiert Schillig Zusammenhänge zwischen Körpern, Architektur, Materialität und deren Wechselwirkung im urbanen Raum. Der menschliche Körper dient hier sowohl als transformative Kraft als auch als Umsetzungsort der räumlichen Strukturen. Ihre architektonischen Stoffkonstrukte entfalten sich über den Gebrauch und die Interaktion mit dem Körper – es entsteht eine Art „body architecture“, eine Architektur für den Körper. Die textilen Strukturen sind räumliche Apparate, die eine Schnittstelle zwischen dem Körper und der (gebauten) Umwelt sind. Sie erweitern den Körper in den Raum und projizieren Sehnsüchte des Menschen in das städtische Umfeld. Die Grenzen dieser „Körperarchitekturen“ sind verschiebbar und nicht statisch.
In Public Receptors erforscht Schillig das Potential weicher Geometrien und textiler Oberflächen und kreiert alternative räumliche Konstellationen und Interaktionsformen im öffentlichen Raum. Das Wechselspiel und die Spannung zwischen innen und außen sowie privat und öffentlich werden thematisiert. Das transformative Potential von Raum, Körper und Material bedingen, dass Handlung und Wahrnehmung eins werden. Architektur wird so zu einem System temporärer Kontrolle und es entsteht Raum für die Präsenz des Körpers.
Gabi Schillig (*1977) studierte Architektur in Coburg und absolvierte 2004 ein postgraduales Studium des Konzeptionelles Entwerfens mit Auszeichnung an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main (Klasse Prof. Ben van Berkel). Mitarbeit in Architekturbüros u. a. in Sydney, Berlin, Frankfurt und Coburg. Seit Oktober 2007 ist Gabi Schillig Künstlerische Mitarbeiterin an der Universität der Künste Berlin am Institut für Transmediale Gestaltung / Klasse Entwerfen Raumbezogener Systeme und lehrt an einer Reihe von internationalen Hochschulen. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, u.a. war sie 2007-2008 Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart und erhielt 2007 den Förderpreis für Bildende Kunst der Stadt Coburg. Im Frühjahr 2009 war sie New York Prize Fellow des Van Alen Institutes in New York City und realisierte in diesem Rahmen ihr Projekt „Public Receptors: Beneath the Skin“. Im Sommer 2010 ist sie Stipendiatin des „Nordic Artists´ Centre Dalsåsen“ in Norwegen. Im Herbst 2009 erschien ein Katalog zu Gabi Schillig´s Arbeiten mit dem Titel »MEDIATING SPACE. soft geometries. textile structures. body architecture.« im bei merz&solitude. Gabi Schillig lebt und arbeitet in Berlin.