Atelier Deshaus, Shanghai

Common Landscape

Re-Cultivating Industrial Sites

Ausstellung
1. April – 17. Mai 2023

Eröffnung
Freitag, 31. März 2023, 18.30 Uhr

Zur Eröffnung sprechen
Hans-Jürgen Commerell Aedes, Berlin

Dr. Eduard Kögel
Forscher und Kurator, Berlin
Liu Yichun
Architekt und Gründer, Atelier Deshaus, Shanghai

Ausstellungsort

Aedes Architekturforum
Christinenstr. 18-19
10119 Berlin

Öffnungszeiten
Mo 13–17 Uhr
Di–Fr 11–18.30 Uhr
Sonn- und Feiertag 13–17 Uhr
Samstag, 1. April 2023, 13–17 Uhr

 

Großzügig unterstützt durch

Aedes Kooperationspartner

 

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Die erfolgreiche Umnutzung sowie das Erweitern aufgelassener Bauten und Relikte aus der industriellen Vergangenheit ist seit 2001 die Mission von Atelier Deshaus aus Shanghai. Die Frage, wie aus ehemals geschlossenen Industriekomplexen neue, attraktive Orte für die Öffentlichkeit entstehen, ist Kernthema dieser Ausstellung. Dabei steht die Transformation entlang des Huangpu-Flusses in Shanghai im Fokus, dessen lückenlose Zugänglichkeit als öffentlicher Raum mit der Expo 2010 Better City – Better Life eingeläutet wurde. Aedes zeigt sieben Projekte, die mit dem Potential ehemaliger Industrieanlagen neue Funktionen ans Flussufer brachten und denen die Bewohner:innen sowohl emotionale wie kulturelle Bedeutung beimessen. Ergänzt wird die Präsentation durch zwei weitere Bauten an anderen Orten, die ebenfalls von ihrem direkten Umfeld inspiriert sind und kürzlich fertiggestellt wurden. 
Im Jahr 2016 war Atelier Deshaus bereits Teil der erfolgreichen Aedes Ausstellung Zài Xīng Tǔ Mù – Sixteen Chinese Museums, Fifteen Chinese Architects.

Verlassene Produktionsstätten und Relikte der innerstädtischen Schwerindustrie, Lager- und Hafenanlagen können eine gewaltige Belastung für die nachhaltige Entwicklung einer Stadt darstellen, vor allem dann, wenn sie als zu entsorgender Abfall betrachtet werden. Atelier Deshaus zeigt mit seinen Projekten, wie die darin verbaute graue Energie zumindest teilweise durch Umnutzung und Weiterbau erhalten werden und neue Funktionen zugewiesen werden können. Im Angesicht des Klimawandels und der generell viel zu energiehungrigen Bauindustrie ist es auch in China eine naheliegende Notwendigkeit, sich unvoreingenommen mit Bestandsbauten zu befassen. Dennoch steht bis heute oft der Abbruch an erster Stelle. Dem tritt Atelier Deshaus mit einer Strategie der minimalen Eingriffe entgegen, die aus dem Bestand sensibel die Transformation einläuten, ohne die historischen Erinnerungsstützen zu vernichten.


80,000-ton Silos Art Centre © Tian Fangfang

Der gewaltige Urbanisierungsschub seit den Neunzigerjahren produzierte in Shanghai nicht nur immer neue Wohngebiete, sondern verdrängte im letzten Jahrzehnt mehr und mehr die Industrie entlang des Huangpu-Flusses. Mit der Umnutzung dieser oft sehr großen Komplexe entstehen gerade am Flussufer neue Möglichkeiten zur Gestaltung eines kontinuierlichen öffentlichen Raumes für die urbane Gesellschaft. Wie die Beispiele von Atelier Deshaus zeigen, lassen sich große und kleine industrielle Baurelikte kultivieren und integrieren. Aus den ehemals brach liegenden Gebäuden und Strukturen können neue kulturelle Leuchttürme entstehen, die nicht nur geschichtliche Aspekte thematisieren, sondern ihnen auch ganz neue Bedeutungen zuschreiben, mit denen gesellschaftliche Transformationen sichtbar werden.


Modern Art Museum Shanghai und Riverside Walkways on Laobaidu Wharf. © Tian Fangfang.

Die Ausstellung

Die Projekte werden in der Ausstellung mit Modellen, Plänen, Fotos und Videos präsentiert. Sie illustrieren die Praxis von Atelier Deshaus mit dem Fokus auf die Umnutzungen entlang des Huangpu-Flusses in Shanghai. Dieser bedeutende Wasser-Handelsweg bildet auch in der Ausstellungsgestaltung den 'Erzählstrang' und setzt die gezeigten Projekte auf diese Weise in einen großräumlichen Zusammenhang. Als besonderes Element zeigen aus Social-Media-Posts entwickelte Kurzvideos die Aneignung der Architektur und den Erfolg der Projekte als neue Kulturorte in der Stadt.


Long Museum West Bund © Su Shengliang

Die Projekte

Gezeigt werden große Kulturbauten wie das international ausgezeichnete Long Museum, das Modern Art Museum, die dazugehörigen Riverside Walkways und die Riverside Passage, die alle durch Umnutzung der ehemaligen Kohlehäfen mit ihren Infrastrukturbauten entstanden sind. Ferner werden das 80.000-ton Silos Art Centre, hervorgegangen aus einem ehemaligen Getreidelager sowie zwei kleinere private Projekte präsentiert: das eigene Büro von Atelier Deshaus und ein benachbartes Teehaus. Zusätzlich sind das Contemporary Art Museum in Taizhou zu sehen, das in einem Areal ehemaliger Lagergebäude weitgehend als Neubau entstand, sowie das gerade fertiggestellte Upper Cloister, das in der bergigen Landschaft in Sichtweite zur Großen Mauer auf halbem Weg zwischen Peking und Chengde liegt.

Das Gemeinsame der Projekte liegt darin, dass die Architekt:innen sorgfältig mit dem umgehen, was sie vorfinden, ob es sich um eine malerische Landschaft oder um das raue Erbe der Industrie handelt.
Für die Architekt:innen ist das Weiterführen des Bestandes bedeutsamer als der Neubeginn, der als Tabula Rasa so viele Bauprojekte der letzten Jahre bestimmte. Die respektvolle Aufwertung des Vorhandenen erhält lokale und zufällig entstandene Landschaften mit ihren Mikro-Ökosystemen, die auch im Sinne einer ökologischen Nachhaltigkeit die Diversität der metropolitanen Kulturlandschaft unterstützen. Atelier Deshaus versteht die Projekte als Träger von Erinnerung und verdichtet lokale Identität mit raffinierten Konzepten und neuen Nutzungen, die sich sowohl auf die historische chinesische Kultur beziehen und gleichzeitig mit kleinstmöglichem Eingriff neue Zusammenhänge und Funktionen ermöglichen, die auch anderswo als Vorbild dienen können.


Upper-Cloister in Jinshan Mountain © Su Shengliang

Über Atelier Deshaus

Das 2001 gegründete Atelier Deshaus ist eines der ersten unabhängigen Architekturbüros in China. Die beiden Mitbegründer Liu Yichun und Chen Yifeng haben an der Tongji-Universität in Shanghai studiert. Liu Yichun ist ebenfalls als Gastprofessor an der Tongji University in Shanghai tätig und war eine Zeit lang regelmäßiger Kolumnist der Zeitschrift Time+Architecture.

Das in Shanghai ansässige Büro reagiert mit seiner Arbeit auf eine sensible Weise auf die rasante urbane Entwicklung in China und beschäftigt sich vor allem mit dem Bau von öffentlichen Gebäuden wie Kindergärten, Schulen und Museen. Das Studio fand internationale Anerkennung und gewann zahlreiche Preise wie beispielsweise die Aufnahme in die 2011 Design Vanguard-Liste von Architectural Record. Das bekannteste Projekt, das Long Museum an Shanghais West Bund, welches auch Teil der Ausstellung ist, gewann den Architectural Review's Award for Emerging Architecture, den Gold Prize bei den ASC Architecture Creation Awards for Public Architecture 2016, den Honor Award Best in Show for Architecture 2019 von AIA's China Chapter und den ARCASIA Awards for Architecture 2020, Gold Winner (Public Amenity: Social and Cultural Buildings). Das Projekt Shanghai Modern Art Museum and its Walkways wurde 2021 mit dem RIBA International Award for Excellence ausgezeichnet.


Atelier Deshaus Office on West Bund © Hao Chen

Sponsoren

Huasheng Media, West Bund, Aranya

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