Atelier Kempe Thill, Rotterdam
Das moderne Paradox: Spezifik und Neutralität
Architekten sehen sich in zunehmendem Maße einem modernen Paradox gegenüber:
Gebäude müssen spezifisch, einmalig, besonders sein. Architektur wird
benutzt als "Branding", als schnell erfaßbare Ikonographie, mit der man sich auf allen Ebenen unterscheiden will: privat, im Wohngebiet, als ganze Stadt,
ja Region oder gar Land. Gleichzeitig passieren programmatische Wechsel
immer schneller und öfter, gekoppelt an die Dynamik der Wirtschaft. Hierfür
muß Architektur, egal ob es sich um Wohnungsbau, öffentliche Gebäude oder
Büros handelt, am besten so neutral, wiederverwendbar, wiederverkäuflich und
flexibel wie möglich sein.
Das Verhältnis zwischen Neutralität und Spezifik muß hieraus folgend neu
bestimmt werden.
Seit seinem Bestehen arbeitet Atelier Kempe Thill an einer Reihe von
Prototypen für jeweils unterschiedliche Anforderungen, die genau dieses
Verhältnis immer wieder von neuem ausloten. Parallel hierzu laufen Studien
zu spezifischen Konstruktionsmethoden und Materialisierung.
Ziel aller Aktivitäten ist es dabei, direkt aus dem Neutralen das Besondere
zu ziehen, den Grundwiderspruch der unterschiedlichen Erwartungen zu einer
unerwarteten Synthese zu führen, zur eigentlichen architektonischen
Qualität.
Das Konzept der Ausstellung geht dabei von der prototypischen
Arbeitsweise des Büros aus. Die gezeigten Arbeiten gliedern sich in
1. Hoftypen (Großprojekte kollektiver Wohnungsbau / Bürobau / Städtebau)
2. Kompakte Atriumtypen (kollektiver Wohnungsbau / öffentliche Gebäude)
3. Hallen (öffentliche Gebäude)
Gezeigt werden dabei Modelle, Abbildungen von Räumen, Baumaterial. Die Modelle zeigen den Objektcharakter der Entwürfe, die Abbildungen der Räume,
deren Potential und suggestive Kraft, das Baumaterial und die physischen
Eigenschaften im Originalmaßstab.
Des weiteren liegen Dokumentationen mit Zeichnungen und anfüllenden
Informationen bereit.